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„Käthe“-Büste bereichert Walhalla

19.06.2019

„Sophie Scholl?“ „Hildegard von Bingen?“ „Käthe Kollwitz?“ Was haben sie gemeinsam?“ Stellt man diese Frage bei einem Unterrichtsquiz, hört man Schlagwörter wie: „Es sind Frauen!“, „Sie sind berühmt!“, „Schulen und Straßen sind nach ihnen benannt!“ Was viele nicht wissen, ist, dass alle drei zu den weiblichen Persönlichkeiten zählen, die in die Walhalla bei Donaustauf aufgenommen worden sind. Insgesamt sind es 13 an der Zahl – zumindest seit Kurzem. Das neuste Mitglied dieser illustren Runde ist nämlich Käthe Kollwitz, die Namenspatronin der gleichnamigen beruflichen Schule in Offenbach. Die Schulleiterin Marlies Stülb wohnte der Aufnahme der „Käthe“-Büste bei, die einer Initiative von zehn Käthe-Kollwitz-Schulen zu verdanken ist. Der Festakt erfolgte im Beisein des Kunstministers Bernd Sibler, umgeben von etwa 180 Gästen.

Der moderne Mensch twittert und postet, um zu zeigen, wer er ist und was er macht – was bei dem bunten Treiben im Internet manchmal vergessen geht, ist an diejenigen Menschen zu erinnern, die sich mit einer uneigennützigen Haltung für dieses Leben in Freiheit und Frieden stark gemacht und unsere Zeit, wie wir sie kennen, geprägt haben. Menschen wie diesen wird in der Walhalla gedacht, die umgeben von grün hoch über der Donau nahe Regensburg ragt. Der von 1825 bis 1848 regierende bayrische König ließ die Halle als Gedenkstätte für verdienstvolle Persönlichkeiten der deutschen Sprachfamilie errichten und taufte sie in Anlehnung an die Mythologie auf den Namen Walhalla. Mit ihren massiven, weißen Säulen klassizistischer Prägung erinnert sie an antike Monumente wie das Pantheon Athens. In Zusammenarbeit mit dem Historiker Johannes von Müller wurden die ersten Persönlichkeiten ausgewählt, deren Büsten die Halle zieren sollten – darunter Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe, Komponisten wie Mozart und Aufklärer wie G. E. Lessing. Den neusten und damit 131 Platz nahm jetzt Käthe Kollwitz ein, deren Denkmal bereits den Kollwitzplatz in Berlin ziert und die in bedrohlichen Zeiten zum Umdenken aufgefordert hat: „Was hat dieses Jahr gebracht? […] Es war schwer und ernst wie die beiden anderen Kriegsjahre. Es hat nicht den Frieden gebracht. Es hat immer genommen und genommen.“ Die Pazifistin Käthe Kollwitz zählt fraglos zu den verdienstvollen Persönlichkeiten der Geschichte und so verwundert es nicht, dass ihre Büste nun in der Walhalla bewundert werden kann – zu Recht in einem Atemzug genannt mit G. E. Lessing oder Sophie Scholl. Die Schulleiterin der KKS in Offenbach, Marlies Stülb, zeigte sich glücklich über das Gelingen der Initiative.

Was Käthe Kollwitz selbst zu ihrer Aufnahme in die Walhalla gesagt hätte, darüber lässt sich nur spekulieren. Angesichts ihres unermüdlichen Einsatzes für Menschen in Not hätte sie womöglich deutlich gemacht, dass es eine Sache ist, Straßen nach Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtlern zu benennen oder Statuen zu bauen, um an ihr Wirken zu erinnern – es aber vielmehr darauf ankommt, ihre Ideale lebendig zu halten, indem wird sie täglich leben. Es ist gut, eine Quiz-Frage zu Käthe Kollwitz im Unterricht richtig beantworten zu können, noch besser ist es, ihre Werte – also Demokratie, Humanität und Pazifismus – auch in turbulenten Zeiten zu verkörpern.

Martin Schleich